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Die Hethiter
Die Hethiter sind eine dritte Hochkultur zwischen Ägypten und
Mesopotamien, die im klassischen griechisch römischen Altertum schon
vergessen war.
Mitarbeiter des Deutschen Archäologischen Instituts graben Hattuša seit
1932 (mit kriegsbedingten Unterbrechungen) systematisch aus.
Geschichte
Staat und Verfassung
Der Name *Hethither* bezeichnet die indogermanischen Träger des
Hattireiches (Von den Hethitern werden die Hattier unterschieden, die
eine nicht-indogermanische Sprache sprachen. Allerdings nannten die
Hethiter selbst ihr Reich „Hatti“.) im zweiten Jahrtausend vor unserer
Zeitrechnung, das um 1700 in Zentralanatolien entstand und sich dann
über fast ganz Kleinasien sowie Syrien erstreckte. Hauptstadt war
Hattuscha (Hattuša) (heute Boghazköy, 150 km südöstlich von Ankara; in
ihrer Nähe befand sich ein Reliefgeschmückte Heligtum, (die Städte
wurden planmäßig mit dem Heiligtum in der Mitte angelegt)(Yazilikaya).
Auf dem Gebiet von Religion und Literatur tritt vor allem ein
hurritischer Einfluß (ein lokales kriegerisch streifendes Volk) hervor,
andererseits lassen sich Ausstrahlunge über Syrien und Kilikien bis zur
Ägais feststellen (unserer Ansicht nach in idolhafter Architekturplastik
der Griechen) (Homer, Hesiod).- Aus verschiedenen hetihitischen
Fürstentümern bildete sich im Halysbogen ein Staat, der zunächst noch
starke gentile (familienverbundene) Züge trug, sich aber zur absoluten
Monarchie entwickelte. Die Thronfolge war in einer Verfassung geregelt
über die ein mitbestimmender Senat wachte. Dennoch kam es immer wieder
zu Streitigkeiten in der Thronfolge und Ursurpationen. Der König war ein
primus inter pares, unüblich bei den anderen Hochkulturen, und ritt als
erster in die Schlacht. Die Expansion begann im 17. Jahrhundert vor
unserer Zeitrechnung (Hattušili I. Muršili I.) und richtete sich vor
allem über den Taurus nach Nordsyrien. Nach einem durch innere Kämpfe
bedingten Machtrückgang setzt erneut eine Expansion ein; es entstand für
fast 150 Jahre ein Großreich, das in Auseinandersetzung mit Mitanni und
Ägypten auch Syrien bis zum Libanon mit einbeziehen konnte. Um 1200 vor
unserer Zeitrechnung ging das Reich der Hethiter im Zusammnhang mit dem
Einbruch der "Seevölker", oder einer Niederlage gegen Assyrien
(=Mesopotamier) zugrunde. Danach bestanden nur noch einzelne hethitische
Fürstentümer.
Es gab Vizekönige mit großer militärischer Unabhängigkeit. Die
Großkönigin, die Tawananna, konnte in eigenem Namen Verträge abschließen.
Neben dem König stand der hethitische Senat (Panku), der an Gesetzen und
Verträgen mitwirkte und das Recht hatte, über den König zu richten. Dies
war in der Verfassung des Telipinu (um 1460 v. Chr.) festgelegt.
Im Kern ist es eine Nachfolgeregelung für den Thron des Großkönigs,
worin festgelegt wird, in welcher Reihenfolge die Prinzen
thronfolgeberechtigt sind. Zum Wächter dieser Bestimmungen wird der
_Panku_ eingesetzt, der die oberste _Legalitätsinstanz_ bildet. Der
Zweck dieser Verfassung, den ständigen Thronwirren ein Ende zu setzen,
wurde verfehlt: auch in der späteren hethitischen Geschichte sind
Thronstreitigkeiten und Usurpationen sehr häufig. Insgesamt zeigt sich
eine Stellung des Königs als Primus inter pares, wie sie im Alten Orient
selten ist.
*Hethitisch* ist die Sprache des Hethiterreiches deren umfangreiche
Zeugnisse seit 1906 bei Grabungen in Boghazkoy (Kleinasien) gefunden
wurden. Das Hehtitische wurde auf Tontafeln in babylonischen - im
Gegensatz zur hethitischen Hyroglyphenschrift - Keilschrift geschrieben
und ist die älteste, aus sicher datierbaren Urkunden bekannte
indoeuropäische Sprache.
Entdeckung
Die Inschrift auf einem 1884 von _William Wright_ bei Boğazköy
gefundenen Denkmal schien zu eigenartigen hieroglyphischen Inschriften
in Aleppo und Hamath (Nordsyrien) zu passen. 1887 wurden die Archive von
Tell-el-Amarna gefunden, die die diplomatischen Korrespondenzen von
Amenophis III. und seinem Sohn Echnaton enthielten. Zwei der Briefe aus
einem „_Königreich Cheta_“ – in derselben Gegend gelegen wie das
Hatti-Land in den mesopotamischen Texten – waren in gängiger akkadischer
Keilschrift, aber in einer unbekannten Sprache geschrieben. Sie konnten
von den Wissenschaftlern gelesen, aber nicht verstanden werden. Kurz
danach schlug Archibald Sayce eine Identifizierung des _Hatti-Lands_ und
des _Königreichs Cheta_ mit dem aus der Bibel bekannten Volksstamm der
Hethiter vor. Dies konnte sich im frühen 20. Jahrhundert durchsetzen, so
dass der biblische Name Hethiter auf die in Boğazköy gefundene
Zivilisation überging.
1906 fand der Archäologe Hugo Winckler 1906 ein königliches Archiv mit
10.000 Tafeln, die in Keilschrift und derselben unbekannten Sprache
verfasst waren
Die Sprache dieser Tafeln wurde vom tschechischen Linguisten _Bedřich
Hrozný_ (1879–1952) entziffert, der seine Resultate bei einem Vortrag am
24. November 1915 vorstellte. Sein Buch Die Sprache der Hethiter; Ihre
Struktur und ihre Zugehörigkeit zur indogermanischen Sprachfamilie
erschien 1917 in Leipzig. In diesem Buch konnte er zeigen, dass die
bislang geheimnisvolle Sprache der Hethiter zu den indogermanischen
Sprachen zählt und somit deren älteste schriftlich festgehaltene
Vertreterin ist.
Hattuša wurde vor allem durch ca. 30.000 Texttafeln berühmt, die hier
Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurden. Bis dahin kannte man die
Hethiter nur aus altorientalischen und ägyptischen Texten, die
entsprechenden Sprachen/Schriften waren bereits Anfang des 19.
Jahrhunderts entziffert worden. Der tschechische Orientalist Bedřich
Hrozný entzifferte ab 1915 auch die hethitischen Texte, die seitdem als
Quellen zu Geschichte, Religion und Kultur dieses Volkes zur Verfügung
stehen.
Sprache
Die Sprache der Hethiter zählt zur anatolischen Gruppe der
indogermanischen Sprachen. Ihre Sprache nannten die Hethiter selbst
_Nesili (Nesisch)_ nach der Stadt _Kanisch/Nescha._
Während die offizielle diplomatische Korrespondenz und die Palastarchive
in der assyrischen (akkadischen) _Keilschrift_ verfasst wurden, benutzte
man für die zahlreichen Felsreliefs und _offiziellen Inschriften_ die
Hieroglyphenschrift, die, wie man heute weiß, zum _Luwischen_ gehört.
Auch das _Hurritische_ war eine wichtige Diplomatensprache.
Bereits gegen Ende _des 19. Jahrh_underts entdeckten französische
Archäologen in Hattuša, der früheren Hauptstadt des Hethiter-Reiches,
nahe dem türkischen Dorf Boğazköy (dem heutigen Boğazkale) einige
Tontafelfragmente. Die darauf befindlichen Texte waren in einer
_lesbaren Variante_ der akkadischen Keilschrift verfasst, die aber die
Archäologen nicht verstanden, da sie größtenteils in einer unbekannten
Sprache verfasst waren. 1902 vermutete der Norweger Jørgen Alexander
Knudtzon, dass die gefundenen Texte in einer indogermanischen
Sprachvariante abgefasst wurden. Er stützte seine These auf die in Tell
el-Amarna gefundene Korrespondenz zwischen dem hethitischen Großkönig
und dem Pharao Amenophis IV. (Echnaton). _1906_ entdeckten zwei
Archäologen, der Deutsche Hugo Winckler und der osmanische Grieche
Theodor Makridi Bey, in Boğazkale eine Tafel mit einem längeren Text.
Dieser Text war beiden inhaltlich _bereits bekannt_. Es handelte sich um
eine Version des Friedensvertrages zwischen dem hethitischen Großkönig
Hattušili und dem ägyptischen Pharao Ramses II. Eine Kopie dieses
Textes, der als der frühestbezeugte Friedensvertrag der Menschheit gilt,
steht in der Hauptverwaltung der UNO in New York.
Die eigentliche Entzifferung des Materials und die Postulierung der
Verwandtschaft zu den indogermanischen Sprachen ist aber erst dem
Tschechen Bedřich Hrozný 1915 gelungen. Er veröffentlichte in diesem
Jahr zuerst einen Bericht mit dem Titel /Die Lösung des hethitischen
Problems/ in den Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft. Zwei
Jahre später erschien das Buch /Die Sprache der Hethiter, ihr Bau und
ihre Zugehörigkeit zum indogermanischen Sprachstamm/.[2]
Das Textkorpus enthält u. a. umfangreiche religiöse und juristische
Texte. Darunter auch eine Art Verfassung, die Telipinu, um 1500 v. Chr.
fixiert. Auf der überwiegenden Anzahl der in Boğazkale gefundenen
Tontafeln ist auch Alltägliches notiert, z. B. Vorratslisten. Ihnen ist
der hohe Anteil von Bezeichnungen alltäglicher Dinge am bekannten
Wortschatz zu verdanken.
Schrift:
(siehe Fotos)
Die Keilschrift war anfänglich eine Bilderschrift. Sie entwickelte sich
zu einer Silbenschrift, aus der auch eine phonetische Konsonantenschrift
(die ugaritische Schrift) hervorging. Die _Keilschrift wurde von den
Sumerern_ erfunden und später von zahlreichen Völkern des alten Orients
verwendet: von den Akkadern, Babyloniern, Assyrern, Hethitern, Persern
und anderen. Schließlich wurde sie von anderen Schriftformen (z. B. der
phönizischen Schrift) verdrängt und geriet in Vergessenheit. Letzte
Keilschrifttexte wurden in seleukidischer Zeit verfasst.[1]
Bei der Inschrift auf dem _Felsen von Behistun_ handelt es sich um eine
Trilingue. Die Inschrift von Behistun war für die Entzifferung der
Keilschrift gleichbedeutend mit dem Fund des Steins von Rosette für die
Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen. Nach der Entzifferung des
persischen Textes war der Weg frei zur Entzifferung auch der komplexeren
Keilschriften in den Sprachen Elams und Babylons.
Anfang des 20. Jahrhunderts entzifferte Bedřich Hrozný die
Schriftsprache der Hethiter und legte Grundsteine zur Erforschung von
deren Sprache und Geschichte.
Kultur
Religion
Die hethitische Mythologie war einem steten Wandel unterworfen und
kannte ein mit über _tausend Göttern_ ausgesprochen umfangreiches
Pantheon. Hauptgötter waren der Wettergott Tarḫunna und die Sonnengöttin
von Arinna. Das Götterbild der Hethiter war anthropomorph, und diese
kannten die _menschlichen Schwächen_ wie _Wut, Angst, Wollust oder Neid_ .
Auf den Reliefs stehen die Personen mit Füßen und Gesicht seitlich, mit
dem Körper frontal.
Eisen
"Gutes" Eisen: Eine Erfindung der Hethiter war neben der frühen Nutzung
von Eisen (möglicherweise aus Eisenmeteoriten) die Verhüttung von
Eisenerz zu härtbarem Stahl, das sie "gutes" Eisen nannten.
Es wurde zu kultischen Bräuchen in Form von winzigen Figurinen und
Sonnenscheiben oder zur Grundsteinlegung wichtiger Bauten Nägel und
Pflöcke benutzt.[5] Weiterhin galt es als Prestigemetall zur
Repräsentation. Es finden sich im Archiv Boğazkale mehrere Kopien eines
gleichen Textes, der beschreibt, wie der König Anitta von seinem letzten
Widersacher, dem Herrscher von Purušanda, einen eisernen Thron und
Zepter als Anerkennung seiner Oberhoheit bekommt.[6] Eisen in diesem
Umfang symbolisiert hier nicht nur ein Zeichen unglaublichen Reichtums,
sondern gleichzeitig Ausdruck von Macht in mythischen Dimensionen. Nur
Göttern schrieb man zu, dass sie eiserne Sitzgelegenheiten haben.
„Die Worte des Herrschers, Königs und Großkönigs Arnuwanda (...) (sind)
von Eisen, nicht zu vernichten, nicht zu brechen.“
– Archiv von Boğazkale, in: Brandau/Schickert: Hethiter. Die unbekannte
Weltmacht. S. 233
Der Brief gibt darüber Auskunft, dass zur Herrschaft Hattušili III.
Mitte des 13. Jahrhunderts v. Chr. in dem kilikischen Eisenerzgebiet
eine königliche Manufaktur mit Verhüttungszentrum bestanden hat und die
Schmiede in der Lage waren, das gute Eisen zu härten. Er bezeichnet
auch, dass Eisen zu jener Zeit kein Gebrauchsmetall war. Die
alltäglichen Werkzeuge und auch Waffen bestanden weiterhin aus Bronze.
Vor und zu dieser Zeit blieb die Verhüttung von Eisen weitgehend ein
Monopol des hethitischen Reichs und war ein Faktor für dessen Aufstieg.
Ab 1200 v. Chr. fand mit dem Untergang der Hethiter und der Verbreitung
des entsprechenden Wissens zum Vorderen Orient der lange Übergang von
der Bronzezeit zur Eisenzeit statt. Es gibt Thesen, dass neben der
Materialüberlegenheit des Eisens auch ein _Mangel an Zinn_, das zur
Bronzeherstellung benötigt wird und meist importiert werden musste, den
Übergang beschleunigte.
Chalyber
Möglich ist, dass die bedeutende metallurgische Erfindung auch von den
_Chalybern_ an die Hethiter überging, in deren unmittelbarer
Nachbarschaft und vermutlicher Abhängigkeit diese im
nordost-anatolischen Gebirge siedelten. Wahrscheinlich ist aber, dass
sich dieses Volk nach dem Untergang des hethitischen Reichs die
metallurgischen Kenntnisse zur Verhüttung von Eisen bewahren und vor
allem weiterentwickeln konnte, da die Chalyber erst nach dem plötzlichen
Verschwinden der Hethiter schriftlich z. B. durch Xenophon erwähnt
wurden. Die Existenz der Hethither selbst war den Griechen nicht mehr
bekannt. _Chalybs_ bedeutet im Altgriechischen _gehärtetes Eisen_ – Stahl.
Technik
Dämme: Aus Alaca Höyük in der Provinz Çorum ist der hethitische Staudamm
von Gölpınar bekannt. Ein Kanal führte das Wasser von mehreren Quellen
im Staubecken zu einem Absetzbecken. _Der Damm ist 130 Meter lang und 15
Meter breit_, er besteht aus _Andesit-Felsen, die mit Lehm abgedichtet
sind_. Eine Tafel mit hethitischen Hieroglyphen aus dem Absetzbecken
berichtet, dass Großkönig Tudhalia den Damm zu Ehren von Hepat erbaute.
Er wurde 1935 entdeckt und 2002 im Rahmen der Ausgrabungen in Alaca
Höyük freigelegt. Das türkische Amt für Wasserwirtschaft (DSİ) ließ den
Stausee in Zusammenarbeit mit Archäologen säubern, 2007 war der Damm
wieder einsatzbereit und konnte zur Bewässerung von 20 Hektar Land
genutzt werden.[12]
Insgesamt wurden als Reaktion auf die Dürre von _1240 v. Chr. zehn Dämme
erbaut._ Weitere hethitische Dämme sind aus Böget (Eşmekaya) in Aksaray
und Örükaya in der Provinz Çorum bekannt. Sie bestehen ebenfalls aus
Felsen, die mit Lehm abgedichtet sind. Der Damm von Örükaya ist 40 Meter
lang, 16 Meter hoch und 5 Meter breit und besaß eine Schleuse mit einem
Tor aus Holz.
Hurriter
Die Hurriter (Churriter, Churri, Hurri, altägyptisch im Plural die
Bezeichnung der Bewohner: ḫrw) waren im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. an
der Grenze zu Nordmesopotamien ansässig. Von dort aus unternahmen sie
Züge nach Assyrien, Kleinasien, Syrien und die Levante.
Geschichte:
Die Hurriter sind seit Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. in der
nordöstlichen Gebirgsrandzone Mesopotamiens nachgewiesen. Sie gerieten
bald unter den Einfluss der sumerisch-akkadischen Hochkultur und
spielten ihrerseits eine wichtige Rolle bei der Vermittlung dieser
Kultur nach Syrien und Kleinasien, zum Beispiel zu den Hethitern.
Literatur:
C.W.Ceram: Enge Schlucht und Schwarzer Berg. Auch wer Ceram nicht mag, dieses Buch ist mit Begeisterung geschrieben, er gibt Beispiele von übersetzten Texten, deren literarische Qualität vergleichbar mit Hiob ist, und beschreibt den genauen Hergang der Schlacht gegen die Ägypter unter Ramses II, woraus der erste Friedensvertrag rührt. Ramses II hat auf Tempelinschriften geleugnet, dass er die Schlacht verlor, ein erstes Beispiel von Propaganda.
Nachweise
Das Bild stammt aus:
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Hittite_Empire.png&oldid=144852696&uselang=de
Lizenz CC 3.0
Lexikon der Antike VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1978
https://de.wikipedia.org/wiki/Hethiter
https://de.wikipedia.org/wiki/Hethitische_Sprache
https://de.wikipedia.org/wiki/Keilschrift
https://de.wikipedia.org/wiki/Hurriter
Katalog des "archäologichen/anthropologischen" Museums in Ankara
(erstellt Freitag 30 Oktober 2015)